Teambuilding

… brauchen wir nicht. Obwohl ich viel davon halte, bin ich mittlerweile überzeugt, dass eine Woche in der Notaufnahme uns drei Kolleginnen besser zusammengeschweißt hat, als jedes Spiel und jeder Trainer es hätte tun können. Alle notwendigen Elemente sind vorhanden.

Die gemeinsam zu bewältigende Aufgabe

… ist klar: Zügig und dennoch gründlich die Kinder sehen, einschätzen, ggf. aufnehmen oder auch mit Empfehlungen wieder nach Hause schicken. Ich bin die Berufseinsteigerin, doch meine Kolleginnen erinnern sich nur zu gut an ihre ersten Wochen und Monate – bereitwillig schauen sie auf meine Therapievorschläge, untersuchen ein Kind noch mal selbst, wenn ich mir unsicher bin, empfehlen Schnelltests und – abhängig vom Ergebnis – die nächsten Schritte.

Ein gemeinsamer Feind

… ist nicht notwendig, aber immer hilfreich, wenn ein Team sich nach innen verbrüdern soll. In unserem Fall besser gesagt verschwestern. Feind mag etwas übertrieben ausgedrückt sein – aber dennoch gibt es sie, einzelne Personen, die manchmal nicht mit, sondern gegen uns zu arbeiten scheinen. Die Schwester, die mir nachts um eins einen Vortrag darüber hält, dass es ein Unding sei, dass keiner der Ärzte über einen „Spritzenschein“ verfüge. (Anlass: Ich habe sie noch mal freundlich gefragt, wie ich den Infusomaten, das kleine Gerät, das die Geschwindigkeit der Dauerinfusion steuert, abstellen kann, um das Antibiotikum zu verabreichen.) Was nett gemeint war und eine ehrliche Frage meinerseits, wirkt wie Öl im Feuer: Das sei ja gar nichts gegen mich und ich solle es nicht persönlich nehmen aber KEINER, wirklich KEINER der Ärzte könne spritzen. Was sie hier sehe, da könne sie auch jeden von der Straße holen, um die Medikamente zu verabreichen. Klar, ihre Wut hat nichts mit mir zu tun, sondern eher mit einer Unzufriedenheit, die die liebe Frau in sich zu tragen scheint. Doch mitten in der Nacht, seit mehr als acht Stunden auf den Beinen, trifft er mich die Wucht dennoch und ich habe keine Energie, ihr die Antwort zu geben, die mir mittlerweile auf der Zunge liegt. Dass ich nur zu glücklich wäre, diese Aufgabe in ihre vertrauensvollen und kompetenten Hände zu geben zum Beispiel.

Nach Dienstschluss spreche ich kurz mit meiner Kollegin, die sofort weiß, um wen es geht – das kenne sie auch, das sei bei dieser Schwester immer so. Das Gute daran: es schweißt uns zusammen.

Debriefing

Wie war es? Wie geht es dir? Lief alles gut? Selbst die typischen Trainerfragen, die nach Bewältigung einer Aufgabe gestellt werden, fallen in unserer Runde. Ein bisschen lassen wir Dampf ab über den anstrengenden Dienst, sind uns gleichzeitig bewusst, wie gut wir zusammengearbeitet haben. Und dass wir einen echt guten Job geleistet haben. Fehlt eigentlich nur noch der Kampfschrei. Tschakka!

Reflektionsfähigkeit und Kollegialität

Mit beidem sind wir alle drei ausreichend ausgestattet, wage ich mal zu behaupten. Ist es das, was die lieben Kinderärzte ausmacht? Wer weiß. Angenehm ist es auf jeden Fall in der Zusammenarbeit, zumindest für meinen Geschmack.

Auch wenn die Woche sehr anstrengend war – ich habe viel gelernt und wir sind zusammengewachsen. Teambuilding sei Dank.

Always look at the bright side of life.

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