Anders als in meiner Einarbeitung vor einem Jahr bin ich heute etwas langsamer unterwegs auf den langen Fluren. Der Boden kommt mir besonders hart vor und mein Knie tut weh, vielleicht sind diese Barfuß-Schuhe doch nicht so das Wahre. Aber meine etwas gemächlicheren Schritte sind auch deshalb in Ordnung, weil ich nicht so gehetzt werde wie in manch anderen Diensten: Es ist deutlich weniger los als letztes Jahr; Corona und die AHA-Regeln führen dazu, dass weniger Kinder mit Infekten unsere Wartehalle fluten und die auf etwa ein Drittel reduzierte Bettenzahl dennoch fast immer ausreicht. Weniger Betten haben wir in dieser Saison, weil Zwei-Bett-Zimmer nicht dem gegenwärtigen Zeitgeist entsprechen… Schnell haben wir uns an Masken, Kittel, Handschuhe gewöhnt. Dabei will ich diese neue Normalität ungern akzeptieren – aber es nützt ja nichts, da müssen wir nun durch!
Heute bin ich besonders nostalgisch und trauere nicht nur dem Prä-Corona-Zeitalter im Allgemeinen, sondern meinem Pariser-Erasmus-Studium im besonderen hinterher – im Radio wurde morgens an die Terror-Anschläge in Paris erinnert und obwohl das ein trauriger Jahrestag ist – plötzlich war meine Zeit in Paris wieder präsent. Und mir wurde mit einem Schlag klar, dass mein Wandeln durch die schöne Stadt, mein Staunen über den Krankenhaus-Alltag in Paris und die französische Lebensart, so viele Begegnungen und Momente bereits fünf Jahre zurückliegen.
Mittlerweile bin ich also angekommen in meiner Klinik, in meinem Team. Ein direkter Vergleich hinkt, denn meine damalige Rolle als Halbtags-Studentin im Krankenhaus ist eine ganz andere als meine aktuelle als Assistenzärztin in der Klinik: Heute trage ich Verantwortung, treffe Entscheidungen, führe Gespräche; damals habe ich vor allem zugesehen. Es ist ein schönes Gefühl, wirklich eingebunden zu sein; und gleichzeitig manchmal einengend, mich als Rädchen in der Maschinerie ‚Kinderklinik‘ zu fühlen.
Wenn Corona vorbei ist, muss ich mal wieder bummeln und entdecken; beobachten und beschreiben.
Und wenn Corona noch länger bleibt – muss ich vielleicht darüber nachdenken, ob ich in den nächsten fünf Jahren vielleicht noch andere Wege gehen will als nur über die langen, inzwischen so wohl vertrauten Flure ‚meiner‘ Klinik.
Was für ein Glück, dass du die Zeit in Paris ohne Corona genießen konntest!
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