‚Na, Johannes, wie geht’s dir, alles gut?’ Mit seiner gewohnten Energie begrüßt Doktor Jan den nächsten kleinen Patienten. ‚Jup’, verkündet der 10-Jährige knapp, lässig hat er sich auf die Untersuchungsliege geschwungen und baumelt nun munter mit den Beinen. ‚Was sagt denn Mama dazu, wie oft musstet ihr im letzten Jahr das Spray benutzen? Jede Woche, alle zwei Wochen, einmal im Monat oder sogar noch seltener?’ Johannes antwortet als erster, ganz intuitiv. ‚Weniger!’ Mama überlegt noch. ‚So alle fünf, sechs Wochen, denke ich… obwohl, im Sommer hatten wir gar keine Probleme und dann hätte es ja im Winter noch öfter sein müssen im Schnitt – wohl eher alle zwei Monate.’
Doktor Jan reißt die Augen weit auf. Er übertreibt gern ein bisschen mit seiner Mimik, was besonders seine Patienten außerordentlich unterhaltsam finden. Und den Eltern gefällt sowieso alles, was ihre Kinder beim Kinderarzt ein Lächeln auf die Lippen zaubert. ‚Super! Ganz große Klasse! Das hört sich doch prima an, oder Johannes?’ Johannes grinst und Mama nickt. Sie ist froh darüber, dass sich die Krankheit langsam auswächst. Johannes triumphiert ebenfalls: ‚Und es kann sein, dass es bald ganz weg ist, oder? Also so mit 15 habe ich dann vielleicht gar nichts mehr?’ Doktor Jan nickt bestätigend. ‚Ja, das kann gut sein, dass du mit 15 gar nichts mehr brauchst.’
Kinder und Eltern an die Hand nehmen
Bei der nächsten Patientin ist zu befürchten, dass der Zenit noch nicht erreicht, geschweige denn überschritten ist. In ihrer Akte wurden in den letzten zwei Jahren einige Bronchitiden vermerkt, kurz vor Weihnachten hatte die Fünfeinhalbjährige ihren ersten richtigen Anfall, bei dem die Luftnot so groß war, dass sie für drei Tage sogar stationär behandelt werden musste. Jetzt geht es darum, ihr und ihrer Mutter die Krankheit zu erklären, zu besprechen, ob die beim Klinikaufenthalt angesetzte Basistherapie weiterhin erforderlich ist und gemeinsam einen Notfallplan zu entwickeln. Für alle Fälle.
Aktuell hat Lena zum Glück keine Beschwerden. Ihre Mutter berichtet aber, dass typischerweise von März bis Mai die Haut wieder schlechter wird und die Neurodermitis, die ihre Tochter seit ihrem zweiten Lebensjahr plagt, wieder ausbricht. Noch sei alles gut, aber sie sei schon darauf gefasst, dass es bald wieder anfängt… Doktor Jan horcht auf – März bis Mai? Er schlägt vor, einen Allergietest zu machen und das Budesonid-Spray erst einmal weiterhin zu geben. Denn die Erkrankung, an der Lena leidet, kann – genau wie Neurodermitis – durch Pollen getriggert werden. Und Lenas Inhalationsspray hilft dabei, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen. Seine Patientin und ihre Mutter sind einverstanden.
Keine Selbstverständlichkeit
Heute ist ein besonderer Mittwochnachmittag. Eigentlich ist die Praxis geschlossen. Allerdings findet dennoch eine Sprechstunde statt: Für Kinder, die an Asthma leiden. Denn diese chronische Erkrankung bedarf einer intensiveren Betreuung: Statt in der Akutsprechstunde geht es hier um eine langfristige Therapie und Zusammenarbeit.
Doktor Jan bleibt heute Nachmittag genug Zeit, sich seinen kleinen Patienten und ihren Eltern zu widmen. Er hört zu, wie sich die Beschwerden seiner Patienten entwickeln, dokumentiert und vergleicht mit vorausgegangenen Werten. Misst die Lungenfunktion und schaut sich an, wie inhaliert wird. Kurz: er betreut, berät, bildet aus. Die Ziele sind klar:
- eine bessere Lebensqualität der Kinder (keine Einschränkungen beim Toben und Sport, keine Folgeschäden an der Lunge)
- mehr Sicherheit für ihre Eltern (die lernen, wie sie ihrem Kind Linderung verschaffen können, wenn ein Infekt auf die Luftwege schlägt)
- weniger Arztbesuche (angenehm für alle Beteiligten gleichermaßen)
Ich bin angetan von der Intensität der Behandlung und dem Einsatz, mit dem Doktor Jan sich seiner Aufgabe widmet. Obwohl die Sprechstunde von den Krankenkassen im Rahmen eines Disease Management Programms gefördert wird, bedeutet sie für ihn einen nicht unerheblichen Aufwand. Den leistet er aber gern: weil er von der Sinnhaftigkeit der Asthma-Sprechstunde sehr überzeugt ist. Für seine kleinen Patienten und ihre Eltern.