Ich habe länger nicht mehr geschrieben. Weil das im Studienalltag nämlich gar nicht mal immer so einfach ist. Einerseits stehen bei mir anstatt Praktika und Tagen am Krankenbett momentan eher Seminare und Vorlesungen auf dem Stundenplan. Und dann ist da noch mein Nebenjob, meine Doktorarbeit, meine Freunde, meine Bücher auf dem Nachttisch und meine Laufschuhe im Flur. Denn ein bisschen was für sich tun muss man ja auch mal. Und das ist nur der normale Alltag. Geburtstage und Konzerte, die hin und wieder einfach da sind, noch gar nicht mitgezählt.
Studenten haben so viel freie Zeit.
Ja und wieder nein. Denn wir haben auch viel, mit dem wir unsere Tage füllen. Füllen wollen und füllen müssen, beides zusammen ist es eine Menge. Manchmal verteufle ich die deutsche Eifrigkeit. Irgendwie scheint es schon ziemlich fest in uns drin zu sein – Work hard, play hard. Zwischendurch wollen wir Chillen, aber danach auch wieder Performen und Achiven. Wollen und sollen, da ist auch oft beides.
Dazwischen auch immer wieder neue Fragen, die unser Leben – so scheint es uns und so ist es auch irgendwie – so maßgeblich bestimmen könnten. Wo das PJ? Welches Wahlfach? Wirklich mit der besten Freundin zusammen oder allein? Wo suchen wir nachher einen Job? Wird es mir gelingen, mich einzuleben? Menschen sind frustriert, wenn die Auswahl an Joghurts im Supermarkt zu groß ist, und kaufen am Ende gar keinen, hab ich mal gehört. Manchmal überkommt es mich und ich bin mega gestresst, weil jede Entscheidung für eine Sache auch eine Entscheidung gegen tausend andere Dinge ist.
Wanderjahre – zum Entdecken, Ausprobieren. Für Streifzüge.
Diese ganze Bewegung macht unglaublich Spaß, kann aber auch sehr anstrengend sein. Wenn die Beziehung doch nicht so sicher ist wie sie einmal schien. Wenn Zweifel aufkommen an der Berufswahl nach einem langen anstrengenden Tag, an dem man womöglich nur die Schattenseiten des Klinikalltags mitbekommen hat. Beim Schultreffen mit Freunden, die schon im Beruf stehen und gefestigt sind. Die ich abwechselnd beneide und bemitleide, weil mein Leben mir irgendwie noch so anders erscheint. Manchmal besser und manchmal schwieriger.
Nun ja, deshalb also weniger Zeit zum Schreiben. Nun steht die nächste Klausurenphase an, die zehnte. Dann reicht es irgendwie auch mal mit den ständigen Zyklen aus Lernen und Bestehen. Dann will ich auch ankommen. Wenn das denn überhaupt existiert und was auch immer es bedeutet.
Dein Titel sagt es – manchmal vergisst man bei allem Lernen, Planen, Erleben, Feiern und Arbeiten den Augenblick zu genießen. Denn ist das Leben nicht eigentlich das: ein bewusstes Sein im Hier und Jetzt? Und sollte es nicht selbst im Mittelpunkt unserer Zeit stehen, anstatt nebenbei gelebt zu werden?
In diesem Sinne: Viel Erfolg bei der 10. Klausurenphase, die du neben dem Leben hoffentlich gut meistern wirst! Und das ankommen wird sicherlich ganz von alleine kommen.
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Das erinnert mich an meine Yogastunden 🙂 Klingt irgendwie nach Kitsch und ist aber doch so wahr. Das ist doch mal ein gutes Ziel: nicht nur durch die Klausurenphase zu kommen, sondern wenn möglich entspannt und mit Freude! Vielleicht sollte ich mal wieder öfter daran denken, was für ein Privileg es doch ist, Medizin studieren zu dürfen! (Bzw. ein tolles Studium gefunden zu haben, was mir gefällt und mich auf einen Beruf vorbereitet, auf den ich mich freue!)
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Tja, meine Mutter würde jetzt sagen, c’est la vie, ma fille! Aber du hast wirklich recht! Manchmal muss man glaub ich einfach ins kalte Wasser springen, ohne jedes Risiko und Für und Wieder bis ins Letzte ausklamüsert zu haben!
Viel Glück für die Klausurenphase und für das Finden der PJ-Stelle!!
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Hihi, meine würde sagen, ‚c’est la vie, ma chérie!‘ Vermutlich sollte man wirklich manchmal auch auf seine Eltern hören… Danke, morgen geht es los mit der ersten Prüfung!
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Ich kenne es zu gut. Gerade der Vergleich mit Freunden, die wie du sagst, schon fest im Job und „angekommen“ sind, hat mich in letzter Zeit schon mal gefrustet. Ich fand es mal das schönste Gefühl der Welt, nicht sagen zu können, wo ich lande. Mittlerweile würde ich es gerne wissen. Das Gefühl mindert sich ein wenig mit dem PJ, da habe ich zumindest gar keine Zeit mehr darüber nachzudenken, sondern ich lebe von Tag zu Tag und versuche so viel wie Wissen und Erfahrung wie möglich aufzusaugen. Aber ja, ich kann’s voll und ganz nachfühlen. LG! (und das mit dem PJ wird sich schon regeln – am Ende wird doch alles gut, kann ich jetzt sagen)
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Ich danke dir! Und glaube es dir sofort – allein der Austausch ist so wichtig, denn scheinbar ist dies Gefühl nicht nur mir gut bekannt. Und zu wissen, dass andere diese Phasen genauso haben und sie vor allem allesamt gut überwinden, hilft sehr. Schönen Sonntag!
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