Die Lippen der Französinnen sind besonders. Sinnlich. Auffällig. Auch bei der Arbeit im Krankenhaus oft mit Lippenstift betont. Passend zu hohen Absätzen, gestylten Haaren und schicken Röcken. Durch eine andere Artikulation und Mimik ist der Schmollmund Teil des normalen Gesprächs und nicht nur gezielt eingesetzte hohe Kunst des Kokettierens. Am besten gefällt er mir immer noch als Geste der Ratlosigkeit. Während man in Deutschland beim Zucken der Schultern und Hochziehen der Augenbrauen die Lippen eher aufeinander presst, werden sie in Frankreich schnabelartig aber natürlich trotzdem elegant und irgendwie sexy nach vorn geschoben. Die Zigarette unterstützt ebenfalls den sinnlichen Ausdruck in französischen Gesichtern, obwohl ich das nur sehr schweren Herzens sage. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) liegt die Raucherquote in Frankreich bei 33%, in Deutschland bei 25%. Gefühlt sind es in Paris deutlich mehr; vielleicht handelt es sich dabei um Gelegenheitsraucher, die vor allem abends zum Glas Wein auf den Terrassen eines Pariser Cafés zur Kippe greifen und mit ästhetisch sehr gekonnt gespitzten Lippen ihre Lungen wieder entqualmen.